4.1 Statische Präsentation
Warum statische Präsentationen von DSE?
Wie in der Einleitung zur Langzeitsicherung beschrieben, erscheinen statische Präsentationsformen zurzeit (Stand 2024) als erfolgsversprechende Lösung, um eine langfristige Sicherung einer DSE inklusive der meisten ihrer Nutzerfunktionen zu gewährleisten. Eine statische DSE-Präsentation besteht primär aus HTML- oder JSON-Dateien, die vorgeneriert wurden. Dadurch fällt die Wartung einer Datenbank, wie sie für dynamische Präsentationen notwendig ist, weg. Domänenspezifisches Wissen über XML-Datenbanken und ihre Langzeitwartung sind somit nicht mehr nötig. Statische Websites können von technischen DH- und DSE-Spezialist:innen z.B. an einen generalistischen IT-Dienst einer Forschungs- oder Gedächtnisinstitution übergeben werden, der auch mit der Wartung anderer einfacher Websites betraut ist.
Statische vs. dynamische Webpräsentationen
Dynamische Präsentation mit Datenbank
CC BY-SA 4.0: Ade56facc https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Web_server_serving_static_and_dynamic_content.png
Statische Präsentation ohne Datenbank
CC BY-SA 4.0: Ade56facc https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Web_server_serving_static_content.png
Abgrenzung zur statischen User-Experience
Unabhängig von obiger Aufteilung in dynamische und statische Präsentationen aufgrund ihrer Implementierung im Server werden die Begriffe statisch und dynamisch auch für die User-Experience verwendet (d.h. die Möglichkeiten, wie mit dem Inhalt von Websites interagiert werden kann). Das ist allerdings eine Folge der Umsetzung des Frontends, also des Formats in den vorgenerierten Dateien. Dies ist im Folgenden nicht gemeint.
Statische Präsentation mit dem TEI Publisher 10
In der Version 9 des TEI Publisher ist eine Publikation der DSE nur als dynamische Präsentation vorgesehen. Hierfür wird im TEI Publisher eine dynamische App generiert, die danach gewartet werden muss. Für die Version 10 des Publishers soll ein statischer Generator zum zentralen Bestandteil der Publikationsmöglichkeiten werden. Hinzu kommt ein App Manager, der den Prozess, eine custom App einer Edition zu machen, automatisiert. Idealerweise wird es so möglich, verschiedene Versionen von statischen Präsentationen im Verlaufe des Projektes auszugeben und zu testen.
Vorgesehen sind auch Zwischenformen, die gewisse dynamische Funktionen der Präsentation erhalten. Falls diese Funktionen nicht länger gewartet werden können, soll die restliche DSE funktional bleiben.
Andere statische Präsentationstools
Schon heute existieren tools bzw. scripts, welche die Umwandlung von dynamischen Websites in statische Websites erlauben. Deren Anwendung ist jedoch mit einem größeren technischen Wissen verbunden, als es die Anwendung des oben angekündigten statischen Generators in TEI Publisher verspricht.
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Bereits für ältere Versionen des TEI Publisher zur Anwendung gekommen ist Eleventy. e-editiones hat 2022 ein eigenes Plugin von Eleventy für den TEI Publisher entwickelt und seine Benutzung ausführlich dokumentiert.
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Das Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) hat mit dem tool DSE-Static-Cookiecutter einen statischen Website-Generator für DSE entwickelt, der z.B. für verschiedene Editionen zu Arthur Schnitzler zum Einsatz kommt oder kommen soll (Schnitzlers Tagebuch, seine Briefe sowie Briefe und Materialien seiner Korrespondenz mit Hermann Bahr). Der Vorteil dieses tool ist, dass es direkt über eine GitHub-Instanz TEI/XML-Quelldaten auf einem GitHub-Repositorium als statische Website veröffentlichen kann (die Archivierung der Daten und ihre Präsentation sind somit direkt miteinander verknüpft und eine neue Version des Datenstandes führt automatisch zu einer neuen Version der Präsentation).
Zu beachten bei Lösungen mit Github ist jedoch, dass es nicht den Anforderungen an eine FAIRes Repository genügt. Es wird von einem privaten Anbieter betrieben ohne Vorgaben zu offenen Lizenzen oder Kuratierung der Metadaten, es werden keine PIDs (Persistent Identifiers) vergeben und vor allem existieren Limitationen beim Datenschutz. Eine Übersicht zu den Kriterien von FAIRer Datenarchivierung, bzw. Repositorien gibt die Universitätsbibliothek Zürich hier.
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Zu den weitverbreitetsten tools, die statische Websites generieren, gehört Jekyll, das tool hinter der Ausgabe von GitHub-Pages. Eine Anwendung für DSE-Projekte ist uns bislang jedoch nicht bekannt, zumal Jekyll nicht ohne weitere Zwischenschritte bzw. -tools XML-Daten in HTML überführen kann, sondern auf MarkDown-Daten spezialisiert ist.
Generelle Limitationen
Für komplexe Editionen, die auf eine grosse Datenbank angewiesen sind und diese konstant erweitern möchten, ist das Generieren einer statischen Präsentation wenig sinnvoll. Zwar ist der Aufruf einer statischen Website schneller, sie bildet jedoch immer nur eine vorgenerierte Momentaufnahme ab, die bei fortlaufendem work in progress schnell veraltet.
Bei der Umwandlung in statische Präsentationen ist ferner zu beachten, dass gewisse Suchfunktionen sowie die Darstellung von Zeitstrahl- oder geografischen Karten-Visualisierungen wegfallen können. So ist eine statische Präsentation mit dem oben erwähnte TEI Publisher-Plugin von Eleventy auf einfache Suchen beschränkt, d.h. die Möglichkeit einer Facettensuche, wie sie Datenbanken ermöglichen, ist eingeschränkt oder benötigt eine technisch versiertere Aufbereitung des Such-Indexes. Visualisierungs-tools, die auf externe Ressourcen zurückgreifen müssen, können zwar in eine statische Präsentation integriert blieben, ihr Funktionieren hängt jedoch von der externen Ressource ab.
Limitationen von Datenformaten zur statischen Präsentation
Im folgenden werden mit HTML und JSON die beiden wichtigsten Datenformate vorgestellt, in die für statische Präsentationen TEI/XML-Daten konvertiert werden müssen. Der Abschnitt richtet sich primär an technisch geschulte Editor:innen.
HTML-basierte Präsentationen
Die radikalste Umsetzung ist eine Konvertierung der Editionsdaten in HTML-Dateien, die so statisch sind, wie ein gedrucktes Buch. Inhalt und Form sind in dieser Form nicht mehr getrennt. Mit HTML sind die Daten in einem langlebigen Format, das ohne Aufwand auch offline im Webbrowser genutzt werden kann.
Nachteilig ist, dass verschiedene Ansichten desselben Inhalts separat konvertiert werden müssen und sie pro Datei separate Pfade bekommen. Die Verlinkung zwischen verschiedenen Inhalten ist somit direkt an die Konvertierung gekoppelt und muss bei Überarbeitungen berücksichtigt werden.
Ausserdem sind in reinen HTML-Präsentationen ohne Datenbank keine Suchfunktionen möglich.Hier muss man sich auf externe Anbieter wie Suchmaschinen beschränken oder einen hybriden Ansatz verfolgen, bei dem einzelne Ansichten wie die Suche in JavaScript umgesetzt werden.
HTML-basierte Editionen müssen von Grund auf als solche entwickelt werden. Als Werkzeug bieten sich XSLT-Konvertierungen an.
==->@Wie nachhaltig ist eine XSLT-Konvertierung on the fly im Browser?
JSON-basierte Präsentationen
Weniger radikal ist die Nutzung von JSON-Dateien mit dem Inhalt äquivalent zu den Daten von der Datenbankschnittstelle. HTML wird nur als Format für die einzelnen Properties verwendet. Der Umbau bestehender Präsentationen in statische ist bei diesem Ansatz auch relativ spät möglich und die dynamische User-Experience kann bewahrt werden.
Nachteilig ist die Abhängigkeit von schnelllebigen JavaScript-Libraries (v.a. für Volltextsuche) und dass die Edition auch auf dem lokalen Computer nur über HTTP benützt werden kann.
Suchfunktionen können über Libraries wie FlexSearch im Browser ausgeführt werden. Das Datenformat der Indexdaten folgt der jeweiligen Library und ein Umbau entspricht einer Neuimplementierung. Das Laden des Suchindexes führt bei grossen Datenbeständen zu mehr Datenverkehr.

